Nik Weis – Der Genetiker unter den Winzern
Wir werden das Piesporter Goldtröpfchen wohl nie mehr mit den gleichen Augen sehen. Warum? Weil wir einen Tag mit Nik Weis verbracht haben. Alles über diesen Ausnahme-Winzer, seine Lebensaufgabe und seine tollen Weine gibt es in unserer aktuellen Blogstory.
Die Geschichte ist so schön, wir müssen sie einfach erzählen: Nach der Flurbereinigung der meisten Weinberge entlang der Mosel wurden viele von ihnen komplett neu gestaltet, planiert und danach neu bepflanzt. Das Piesporter Goldtröpfchen ist ein typischer Weinberg mit dieser Historie. Hier fand die Flurbereinigung in den 80er Jahren statt. Nur ganz am linken und rechten Rand des Goldtröpfchens sieht der Weinberg ganz anders aus: sehr wild, überall Felsen und alte Rebstöcke in Einzelpfahlbepflanzung.
“Ich möchte, dass Du Dich um meine Weinberge kümmerst“
Nik Weis, noch sehr jung und voller Enthusiasmus, besaß ein kleines Stück dieses wilden Stücks. Nur ein paar Rebstöcke. Er schuftete sich die Hände wund beim Versuch dabei, den bestmöglichen Wein von diesem Stück Weinberg herzustellen. Alles in Handarbeit, mit Eimern voller Mist zum Düngen die steilen Felsen nach oben. Ein Liebhaber-Projekt.
Eines Tages tauchte ein alter Mann auf und wollte wissen, wer für diese Reben verantwortlich sei. Wer so verrückt sei, sich so aufzureiben, um aus diesen Pflanzen die bestmögliche Weinqualität machen zu wollen. Der Mann war Erich Dietzen, dem der Rest des „wilden“, rechten Stücks des Goldtröpfchens gehörte. Um die lange Geschichte abzukürzen: Er verkaufte Nik den Rest des Weinbergs – einfach nur, weil er einen jungen Mann vor sich hatte, der mit der richtigen Einstellung am Berg unterwegs war.
Wir nennen es die “Nik-Einstellung”
Die Geschichte ist ein gutes Beispiel dafür, was Nik Weis ausmacht. Er lebt für die Pflanzen, die Rebstöcke, für ihre Herkunft und für ihre Vielfalt. Die Logik dabei ist ganz einfach: Wer einen komplexen Wein machen will, braucht einen komplexen Weinberg – was Vielfalt, unterschiedliche Herkunft, genetische Identität und verschiedenes Alter der Reben bedeutet. Mit dieser „Nik-Einstellung” gehen großer Respekt vor der Natur, den Böden und den Pflanzen in den Weinbergen einher.
Der Hintergrund dieser Idee geht zurück bis in die 40er Jahre und Nik’s Großvater. Er war nicht nur der Begründer des Weingutes in seiner heutigen Form. Er war auch der Gründer einer der ersten Rebenschulen Deutschlands, von der noch heute Riesling-Winzer von der Mosel und rund um die Welt ihre Reben beziehen.
Die Arche Noah des Mosel-Rieslings
Nik Weis hat eine Lebensaufgabe, die beeindruckt. Er tritt in die Fußstapfen seines Großvaters mit dem Ziel, die alte Riesling-Genetik an der Mosel zu erhalten und konservieren. Dafür ist er von Weinberg zu Weinberg entlang des Flusses gezogen. Aus dem Holz dieser alten und ursprünglichen Riesling-Reben des gesamten Weinbaugebietes wurden neue Klone mit der alten Genetik gewonnen. Das Ergebnis ist eine Art „Arche Noah des Mosel-Rieslings“, aus der viele Spitzenwinzer Deutschlands ihre Reben bekommen.
Der Grund dafür ist einfach: In den 10er und 20er Jahren waren Riesling von Mosel, Saar und Ruwer die teuersten und besten Weine der Welt. Dies war die Zeit der Vielfalt. In den 50er Jahren kam die Reblaus und zerstörte diese Vielfalt. Nik Weis möchte zurück zu dieser Zeit und er ist auf gutem Weg.
Ein Versuch mit neuen Reben, die aus über 100 Jahre altem Genmaterial stammen, zeigte Nik Weis und seinem Außenbetriebsleiter Hermann Jostock über ein Jahrhundert später: Die Vielfalt in der Genetik und Komposition der Weinberge führt zu deutlich finessenreicheren und hochwertigen Rieslingen.
Der Beweis folgt im Verkostungsraum
Nik ist jemand, von dem man auf den ersten Blick annehmen könnte, dass er ein ruhiger und eher gemütlicher Typ ist. Aber man darf diesen Mann keinesfalls unterschätzen: Er weiß genau, was er will. Nik ist ein wandelndes Lexikon. Wir konnten nicht aufhören, ihm zuzuhören und dabei vorhandenes Wissen mit neuem Hintergrund neu zu sortieren und die Puzzleteile im neuen Kontext richtig zusammenzufügen. Eine Konversation, die einen etwas klüger und schlauer zurücklässt.
Was Nik im Verkostungsraum erreichen wollte, war uns schnell klar: Seinen Worten den Beweis folgen zu lassen – mit seinen Weinen im Glas. Und das tat er auch. Die Weine von Nik Weis sind komplex und voller Finesse, sie sind reich und aromatisch vom Basiswein bis zum Spitzengewächs.
In Anbetracht der Tatsache, dass Nik Weis gleich nach Markus Molitor und Van Volxem das größte Volumen aller Spitzenwinzer der Mosel erzeugt, eine mehr als beeindruckende Leistung.
Alle Tasting notes unseres Besuchs gibt es HIER.
Weingut Nik Weis St. Urbans-Hof
Urbanusstraße 16
54340 Leiwen
Zur Website von Nik Weis.